Für Pferde gebaut

Die artgerechte Pferdehaltung entfernt sich in diesem Punkt am weitesten von den Lebensbedingugnen des Steppenbewohners in freier Wildbahn. In einer von Menschen geschaffenen Umwelt begrenzen Zäune und Wände die Bewegungsfreiheit und die Wahlmöglichkeiten der Pferde für den angenehmsten Aufenthaltsort oder ihre liebsten Aktivitäten. Zugleich haben die baulichen Anlagen aber auch ihr Gutes: Sie bieten den Pferden Schutz und – wenn sie gut durchdacht sind – neue Anreize, um sich zu bewegen und ihre Neugier auszuleben.

Pferdegerechte Zäune bieten Sicherheit

Ein guter Zaun leistet in der Pferdehaltung zweierlei: Er hindert die Pferde am Ausbrechen und minimiert das Verletzungsrisiko. Sicherheit und Sichtbarkeit sind dabei (neben Budget und Arbeitsaufwand) die entscheidenden Faktoren. Beide Anforderungen können sowohl Festzäune als auch Elektrozäune erfüllen:

  • Festzäune, z. B. aus Holz, Metall oder Kunststoff, sind in der Regel gut sichtbar und pferdegerecht, solange korrekte Abstandsmaße eingehalten werden. Ihre Hütefunktion erfüllen sie mechanisch. Sie brauchen größtmögliche Stabiliät, damit ein Pferd nicht gleich durchbricht, wenn es sich anlehnt oder mit Schwung davorläuft.
  • Elektrozäune funktionieren nach dem Prinzip der Abschreckung. Dafür muss der Zaun immer (!) Strom führen. Auf der gesamten Länge des Zauns sollten immer 2.000 – 4.000 V messbar sein. Dann spüren die Pferde sein elektrisches Feld und sie lernen, dass der Kontakt mit dem Zaun schmerzhaft ist. Von da an halten sie respektvoll Abstand – sofern sie den Zaun gut sehen können.

Tipp: Auf korrekte Abstände achten! Beim Zaun sind für durchschnittliche Groß­pferde drei Querriegel in 60, 100 und 140 cm Höhe ideal. Für größere oder kleinere Tiere entsprechend mehr oder weniger.

Gefahr durch Drahtzäune und Knotengitter

Bei Stacheldraht, Blankdraht und Knotengitter ist das Verletzungsrisiko für Pferde enorm. Deshalb sind sie als alleinige Einzäunung in der Pferdehaltung tierschutzwidrig! Wenn sie gar nicht zu vermeiden sind (z. B. bei Mischbeweidung mit Rindern oder Schafen), müssen sie mit ca. 50 cm Abstand nach innen gut sichtbar abgesichert werden. Dafür eignen sich z. B. breite weiße stromführende Litzen. Sonst können die Pferde den dünnen Draht schlecht sehen und sich leicht darin verfangen. Versucht das Pferd in Panik, sich vom Draht zu befreien, kann das zu schwersten Verletzungen führen.

Gut zu wissen: Ungeeignete Zäune gefährden nicht nur die Pferde, sie sind auch ein erhebliches Haftungsrisiko!

Abstände: So viel Platz muss sein

Gefährliche Abstände sind alle von 5 bis 35 cm. Hier kann ein Pferd mit dem Bein oder dem Kopf steckenbleiben und sich schwer verletzen. Zwischen Elektro-Abgrenzungen sind 5 m das absolute Minimum, das ein Pferd an Raum braucht, um sich sicher und stressfrei bewegen zu können.

Durchgänge und Wege sind breit genug, wenn zwei Pferde bequem und angstfrei aneinander vorbei passen. Noch besser sind komplett offene Fronten oder mehrere strategisch günstig platzierte Ein- bzw. Ausgänge. Das gibt rangniederen Pferden die Chance, unliebsamen Artgenossen aus dem Weg zu gehen. Die offene Bauweise verbessert zudem die Luftzirkulation und trägt zu einem guten Klima im Stall bei.

Abwechslungsreiche Bodenbeläge

Die Flächen und Wege, die die Pferde regelmäßig benutzen, sollten gut befestigt und zu jeder Jahreszeit matsch- und morastfrei sein. Das ist wichtig für gesunde Hufe und erleichtert das Sauberhalten und Einsammeln der Pferdeäpfel.

Rutschige oder scharfkantige Materialien sind tabu. Abgesehen davon gibt es ein breites Spektrum an möglichen Bodenbelägen, die sich für die artgerechte Pferdehaltung eignen: von Beton über Kunststoffplatten bis zu Kunstrasen oder Sand. Ideal ist eine abwechslungsreiche Kombination von Untergründen mit verschiedenen Härtegraten. Das fördert die Trittsicherheit und reduziert so das Verletzungsrisiko.

Grund zu gehen

Verteilte Anlaufstellen schaffen Anreize für Bewegung und Beschäftigung. Das ist besonders bei Pferden, die zu Übergewicht neigen, sehr sinnvoll. Je weiter die diversen „Attraktionen” auf der Anlage voneinander entfernt sind, desto besser. Das können Futterstellen und Tränken sein, aber auch Lecksteine, Kratzbäume, Unterstände, Wälz- und Liegeplätze, Wasserfurten, Kletterhügel, Knabberstämme oder -sträucher und so weiter. Eine Hecke oder ein anderer Raumteiler verschafft willkommenen Sichtschutz, wenn zwei Herdenmitglieder einander lieber nicht begegnen wollen.