Jeder Stall ist anders
Die LAG-Stallinspekteure wissen das und gehen jede Stallberatung und Stallzertifizierung nach diesem Leitsatz an. Eine „Patentlösung” gibt es selten. Aber jede Menge clevere Ideen, die in vielen Ställen umsetzbar sind und ohne viel Aufwand langfristig große Verbesserungen bewirken. Beispiele dafür sind:
Gefährliche Abstände verschließen oder weiten
Viele Panels und Tore, aber auch Heuraufen und sonstiges Zubehör bergen Verletzungsrisiken. Selbst wenn sie von gewerblichen Anbietern speziell für den Pferdebereich angebotenen werden, erfüllen manche Ausrüstungsgegenstände nicht die Sicherheitsanforderungen, die die Pferdehaltung an sie stellt. Häufig begegnen uns „gefährliche Abstände”. Das sind für Warmblüter alle Abstände zwischen 5 und 35 cm, durch die ein Huf oder Kopf passt. Bleibt das Pferd damit hängen, kann das gefährliche Verletzungen zur Folge haben.
Tipp: Montieren Sie eine stabile Holzplatte oder Trittschutzmatten, um den gefährlichen Abstand durchtrittsicher zu verschließen. Entfernen Sie in einem Trenngitter z. B. jede zweite Stange, um die gefährlichen Abstände weiter zu öffnen. So reduzieren Sie mit einmaligem Arbeitseinsatz langfristig große Verletzungsrisiken.
Individuell füttern
Eine Einheitsration für alle Pferde einer Herde deckt selten den individuellen Bedarf bei jedem einzelnen Tier. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen abhängig von Rasse, Alter, Gesundheitszustand und Leistungsniveau der Pferde. Es gibt verschiedene Ansätze die Fütterungsproblematik zu lösen, jeder mit eigenen Vor- und Nachteilen:
- Automatisierte Fütterungssysteme kommen häufig in größeren Pferdebetrieben zum Einsatz. Das Pferd wird in einem Fressständer identifiziert und bekommt seine individuelle Futterration zugeteilt. Solche Systeme gibt es für Kraft- und für Raufutter. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Computer-Steuerung versorgt jedes Pferd individuell mit der Futtermenge, die es braucht. Das reduziert den manuellen Arbeitsaufwand erheblich. Weitere Pluspunkte: Die zeitgesteuerte Dosierung hält die Fresspausen gering. Räumlich sinnvoll auf der Anlage platziert, schaffen die Fütterungsautomaten zusätzliche Bewegungsanreize.
Nachteilig sind die hohen Investitionskosten. Außerdem schränken die Fütterungs-Automaten die Pferde in ihrem Sozialverhalten ein. Die gemeinsame Nahrungsaufnahme gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire der Pferde. Besonders wenn die zeitintensive Raufutter-Aufnahme im separaten Fressständer stattfindet, reduziert das den Kontakt zu Artgenossen über längere Zeit. - Selektionstore sind etwas weniger genau, aber dafür „geselliger”. Sie regeln, welche Pferde Zugang zu einem Selektionsbereich mit Raufutter bekommen und welche nicht. Während z. B. leichtfuttrige Ponies draußen bleiben müssen, knabbern ältere Pferde Heu ad libitum, also nach Belieben. Ein Pferd, das einmal drin ist, entscheidet selbst, wie lange und wie viel es frisst und wann es wieder geht, etwa um zu trinken oder einen Schlafplatz aufzusuchen.
Selektionstore können auch den Zugang zur Weide einschränken, indem sie z. B. schwerfuttrige Pferde schon morgens durchlassen, während andere Kandidaten bis kurz vor Feierabend warten müssen und somit bereits nach kurzer Zeit wieder in den Stallbereich geholt werden. - Raufutter-Boxen mit Einwegtor sind eine deutlich günstigere Lösung für kleinere Stallgemeinschaften, die nicht über die finanziellen Mittel für eine automatisierte Lösung verfügen. Pferde, die mehr Futter bekommen sollen, stellt man z. B. morgens und abends von Hand in die Box mit Raufutter. Durch das Einwegtor kommen sie allein wieder raus, wenn sie satt sind. Bei diesem System orientiert sich die Grundfütterung der Herde am leichtfuttrigsten Pferd. Wer mehr braucht, frisst zusätzlich in der Box.